Eine Ära geht zu Ende: Der Silbertropfen-Stammtisch verliert seine Heimat.
In der Silbertropfen-Hütte trafen sich über ein halbes Jahrhundert lang jeweils freitags die Stammtischler. Zum jährlichen Preiskegeln erschienen die "Stoßbudler" aus nah und fern zum gemütlichen Beisammensein und zum spannenden Wettbewerb. - Jetzt musste die Kult-Hütte weichen.
Bereits im September 1960 entstand bei einer Biergaudi (in "Veitl's Werkstatt" am Schalmeiweg) die Idee einen Stammtisch namens "Silbertropfen" zu gründen. Beim Löten eines Bierkrügerls war ein Zinntropfen ins Innere gefallen und glänzte silbern heraus. Bereits wenige Tage später wurde der Stammtisch gegründet.
Zunächst fanden die Treffen in verschiedenen Wirtschaften statt. Schon im Dezember hatte man Erfolg bei der Suche nach einer Stamm-Bleibe und fand Unterschlupf in der privaten Wohnstube beim "Schweizerbartl" am Hasental, wo auch bereits die ersten Preiskegeln stattfanden. Als es dafür schließlich aber einfach zu eng wurde, musste man dort wieder Abschied nehmen. Glücklicherweise konnte der Stammtisch im August 1963 eine Holzhütte erwerben, die man abbauen konnte und auf dem Grundstück von Georg Bader (Hieronymus) direkt neben dem Fauken errichten durfte.
Seither stand die Hütte an diesem Platz. Und seit dieser Zeit kamen die Stammtischler insgesamt wohl fast dreitausendmal zusammen. Jährlich fand dort auch das beliebte Preis-Stoßbudeln statt, das jeweils am Freitag nach Kirchweih begann, über sechs bis sieben Wochen lief und am ersten oder zweiten Sonntag im Dezember endete.
Im Laufe der Jahre wurden mehrmals Umbauten und Modernisierungen durchgeführt. So hat man schon bald einen separaten Eingangsteil und geeignete Toilettenanlagen angebaut. 1974 hat man die Hütte schließlich auf die passende Größe ergänzt; ein kleiner Küchenraum und ein Abstellraum kamen dazu. In den 90er Jahren wurde die Wasserleitung neu verlegt, die Brücke über den Fauken erneuert und die Decke entfernt und durch eine etwa 20 cm höhere ersetzt. Seit der Jahrtausendwende hat man das kleine Kücherl etwas erweitert, die Innenaustattung immer wieder restauriert und die Fenster und -stöcke der Hütte erneuert.
Im Spätsommer 2019 wurde allerdings dem Silbertropfen der Pachtvertrag zum
31. März 2021 gekündigt. In den verbleibenden eineinhalb Jahren versuchte Vorstand Hubert Filser den Bau einer neuen Hütte hinter dem Partenkirchner Festplatz zu verwirklichen, was trotz vielversprechender Zusagen der Behörden aber letztlich scheiterte, wie so manch andere Vorhaben im Jahr 2020.
Über drei Monate gab es ab Mitte März keinen Stammtisch. Am Eingang warnte folgender Aushang: "Hütte wegen Corona gesperrt! - Keine Schluckimpfung möglich!" Von Juli bis September war wieder jeden Freitag Stammtischbetrieb. Im Oktober gab es dann aber den lange befürchteten Tiefschlag wegen weiterer coronabedingter Beschränkungen. Noch bevor das Preisstoßbudeln beginnen konnte war die Hütte wieder zu. - Und damit war auch das Jahr 2020 gelaufen.
Es war wie verhext: Das 60. Preiskegeln musste abgesagt werden, ebenso die lang geplante Jubiläumsfeier "60 Jahre Silbertropfen-Stammtisch". - Und es blieben letztlich nur noch drei Monate im Jahr 2021 bis die Hütte beseitigt sein musste.
Mehrmalige Verlängerungen der Corona-Restriktionen ließen zunächst die Abriss-Vorbereitungen kaum zu. In kleineren Gruppen gelang es dann den Silbertropferern im Februar die Hütte auszuräumen und den Holzmantel und das Blechdach zu entfernen, sodass der Bagger an wenigen Tagen im März fachgerecht das Werk (Abriss, Sortierung, Entsorgung) erledigen konnte. Manchen Seufzer der Silbertropferer konnte man hören ("Ewig schad'!"); schließlich ging eine Ära zu Ende. Über 57 Jahre war die Hütte an diesem "einzigartigen Platz über'm Fauken" gestanden, den der Bader Schorsch 1963 großzügigerweise zur Verfügung gestellt hatte.
Der lange unvorstellbare Abschied fiel allen schwer. Letztlich aber werden zahllose schöne Erinnerungen bleiben und die Dankbarkeit gegenüber dem Bader Schorsch und seinen Nachfolgern. Die Hütte war wohl die Grundlage für den anhaltenden Erfolg und die Beständigkeit des Silbertropfens.